Mittwoch, 11. August 2010

Nie zuvor...

hatte ich ihn so nötig. Den Park. Nie hat er mir soviel bewusste Seelenruhe gespendet. Schließlich war ich auch nie zuvor in Tokyo. Habe selten erlebt, wie sehnlich man sich eine Parkbank wünschen kann. Kaum einmal so einen Wunsch nach Grün und mehr oder weniger natürlich gewachsenem verspürt, wie nach einer Woche in der nie schlafenden und immer vor sich hin eilenden, lärmenden, bunt vor sich hin leuchtenden Stadt. Fast meine ich vorher noch nie eine Großstadt erlebt zu haben, kommt mir Berlin wie eine kleine Insel des Frieden, der Ruhe und der Besinnlichkeit vor.

Nach all dem also-habe ich einen scheinbar schwere-und zeitlosen Zustand der Glückseeligkeit erleben dürfen, einfach indem ich einen der Gärten aufsuchte, die einzig dem Ziel der Kontemplation der in jedem Detail vorbestimmten Gestaltung von Natur dienen. Wie zarte Potpourie aus Blattgrün, Stein, Fisch, Wasser, Licht und Schatten liegen sie da und sogar die Schmetterlinge und Libellen scheinen zum Gesamtdesign zu gehören.

Unbegreiflich dann, dass ich die meisten Parks in einem gespenstischen Zustand der menschenleere vorfand. Für mich allerdings hat dieses den Eindruck, dass eben jene Gärten einer anderen Welt anzugehören schienen noch verstärkt.




















Montag, 2. August 2010

Folgen der japanischen Freundlichkeit?

Ein Erlebnis, welches ich bei meiner Fahrt zum Kansai Airport erleben musste, ist wie ich denke bezeichnend für die aufdoktrinierte Freundlichkeit und die stets und immer verlangte Rücksichtnahme auf andere.
Ich selber durfte oft spüren, dass auf Randgruppen und Fremdlinge in Form von Ausländern öfter mal keine Rücksicht genommen wird, vor allem dann, wenn erwartet wird, dass man selbige Höflichkeitsregeln nicht kennt.
Aber dazu werde ich später noch von einem anderen beispielhaften Moment berichten.

Nun zu dem beim Einsteigen in einen Express Zug Geschehenen. Nicht nur, dass ich mit all meinem Gepäck fast 30 Minuten auf den Zug wartete-mich dann fein an die Markierung für den Einstieg stellte und wie es fast schon zu erwarten war sich die Mehrzahl der Japaner schon vor Ankunft des Zuges damit beschäftigte mich zur Seite zu verdrängen. Okay. Was solls. Ich bin weitgehend fit und hatte nicht unbedingt vor mit meinem Gepäck eine gesamte Sitzbank für mich zu beanspruchen.

Was ich aber dann sah, als sich die Türen öffneten regte mich wirklich derart auf, dass ich dann im Zug recht laut und diesmal auf Deutsch in den Raum warf: "Ihr kotzt mich alle an." Wie ich an den Gesichtern sah, hat das natürlich schockiert und den Zugestiegenen war sicherlich auch klar, was das in dem Zusammenhang bedeutet hat.
Denn-wie üblich wurden fein alle Zuginsassen, die aussteigen wollten heraus gelassen, bevor jemand zustieg. Einzig ein Mann, der vollkommen orientierungslos mitten im Raum vor der Tür stand wurde überrannt. Dieser Mann war blind. Leicht am Blindenstock und den matten Augen, die in alle Richtungen, nur nicht nach vorn ausgerichtet waren zu erkennen.
Er stand dort so lange, bis eben alle anderen, die ihn mehrfach anrempelten eingestiegen waren. Nur eine einzige Frau mittleren Alters wartete mit mir draussen. 

Ich will noch dazu fügen, dass ich mir sicher bin, dass dies auch in Deutschland und vielen anderen Ländern so hätte passieren können. Ich finde aber, im Zusammenhang damit, dass der Japaner sich immer gern in der Rolle des soooo freundlichen Menschen, welche sich als Gemeinschaft, die aufeinander Rücksicht nehmen sehen, nimmt das Ganze ein besonderes Maß an widerlich an.
Denn genau hier wird offenkundig die Lücke gesehen, wo man keine Rücksicht nehmen muss. Eben dann, wenn jemand schwächer ist.