Montag, 14. Juni 2010

Ach wie niedlich...




Kawaii!
Das ist eines der Wörter, die ich in Japan am meisten zu hören bekommen habe. Interessanterweise von den Japanern, die ich in Deutschland kennen gelernt habe selten bis gar nicht.

Wurde mir doch die wörtliche"Bedeutung" von niedlich angefangen über liebenswert und süß schnell in meinem Japanisch-Intensivkurs erklärt, so blieb mir die Reichweite und die- sage ich mal kulturelle Bedeutung bis heute fern.

In jedem Fall darf man "Kawaii" als junge Frau aus den fernen Ländern öfter mal hören.
Bezieht es sich nun auf das Gesamtbild, die blonden Haare, Kleidungsstücke und besonders gern auf kleine Accessoires. Von Vorteil um eine grosse Dichte solcher "Komplimente" zu erzielen ist es dabei scheinbar für ein vielfältiges farbliches Erscheinungsbild zu sorgen und möglichst viele bunte Kreaturen in Druckform oder in Gestalt von Anhängern bei sich zu führen.
Vorgetragen wurde "Kawaii" in den sprichwörtlich höchsten Tönen und mit der Geste visueller Überforderung. Was in manchem Fall sicher gut verständlich ist.

Oft erschienen mir diese gegenseitigen Bezeugungen "Niedlich zu sein" als ein freundschaftlich, spielerisches Wetteifern unter jungen Frauen darin nett zueinander zu sein. Smalltalk in "Süß".
Warum aber ist das, was hierzulande eher eine fragwürdige Aufmerksamkeit ist tatsächlich etwas erstrebenswertes?
Wo doch hier "nett" und "süß" tendenziell als gar nicht nett gelten.
Einfach wäre es hier, das Ganze auf ein anderes Frauenbild zu schieben, ein Frauenbild in dem die Frau eher eine feenhafte, zarte, leicht kindliche Schönheit ausstrahlen sollte und keine vorrangig erotische.
Ein Teil der Wahrheit ist das sicherlich.

Aber damit kaum die Ganze. Schließlich gibt es da noch die große Industrie zum Fach "Kawaii". Angefangen bei Weckern, über Küchengeräte, Taschen, Telefonkarten, Warnschilder bis hin zu Flugzeugen. Einer der ganz großen Vorreiter in dieser Sektion ist "Sanrio". Selbst als eingefleischter Europäer kommt man schließlich kaum noch an an den erfolgreichsten Charakteren wie "Hello Kitty", "Cinnamoroll", "My Melody" und "Deery Lou" vorbei.

Auch mit der Überlegung, dass hier der verlorenen Kindheit nach gejagt und über nette Lebensbegleitung durch kleine und sicher vollkommen harmlose Maskottchen ein wenig Entspannung gesucht wird kann ich mich einfach nicht zufrieden geben.

So bleibe ich mal wieder etwas ratlos zurück und darf mir weiter meine Gedanken machen.





Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen